Standort
60389 Frankfurt – Nordend, Rotlintstraße 116-128

Energetische Sanierung der Wohnbebauung aus den 50er Jahren zum “zero-emission-house” (bzgl. CO2-Ausstoß für die Erzeugung der Wärme für Heizung und Warmwasser).
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet durch das Institut Wohnen und Umwelt, Darmstadt, und gefördert durch das Wirtschaftsministerium des Landes Hessen.

Projektziele
– Energetische Sanierung zum Passivhaushausstandard, die Dämmung der Gebäudehülle, des Daches und der Kellerdecke erfolgt mit regenerativen Baustoffen.
– Einbau einer neuen zentralen Wärmeversorgung für die Gebäude, CO2-neutrale Abdeckung des gesamten Energiebedarfs einschließlich des Stromverbrauchs für Lüftung und Antriebestechnik
– Rapsöl-Generator mit Kraft-Wärmekopplung für die Bereitstellung der Wärme für Heizung und Warmwasser, der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist
– Montage von thermischen Solarkollektoren zur Unterstützung der Warmwasserbereitung
– Einbau einer Diaphragmalyse-Anlage zur Bereitstellung von legionellenfreiem Trinkwasser
– Kontrollierte Wohnungsbelüftung mit Wärmerückgewinnung dezentral in jeder Wohnung
– Gas-Brennwerttherme zur Abdeckung von Spitzenlasten

Größe
Altbestand: drei-, vier- und fünfgeschossiger Gebäudebestand der 50er Jahre, 54 Wohneinheiten (2- und 3-Zimmer-WE mit jeweils ca. 48 m² – 65 m² Wohnfläche) mit insgesamt 3.150 m² Wohnfläche Neubestand: viergeschossiger Gebäudebestand und Zubau von 7  Dachgeschosswohungen, 56 Wohneinheiten (2- bis 5-Zimmer-WE mit jeweils ca. 44 m² – 110 m² Wohnfläche) mit insgesamt 4.028 m² Wohnfläche

Inhaltliche Details

– Abriss der vorhandenen Dachkonstruktion
– Entkernung der Bestandsgebäude, Ertüchtigung der Fundamentierung
– Optimierung der vorhandenen Grundrisse
– Verbesserung des Schall- und Brandschutzes auf Neubaustandard
– Erneuerung der Strom-, Sanitär und Heizungsinstallationen
– Einbau einer kontrollierten Belüftung mit Wärmerückgewinnung
– Aufstockung und Ausbau des Dachgeschosses
– Sanierung und Dämmung der Gebäudehülle
– Neugestaltung der Fassade und Balkonanbau
– Vollständige Neugestaltung der Außenanlagen und Mietergärten

Luftdichtigkeit der Gebäude: 0,35 h -1 gemessen nach Sanierung.
Angestrebter Heizenergieverbrauch: im Durchschnitt 15 kWh/(m² a).

Bauherr
ABG Frankfurt Holding Wohnungsbau- und Beteiligungsgesellschaft mbH, Elbestraße 48, 60329 Frankfurt

FR Frankfurter Rundschau vom 04.09.2006

Nachfrage nach Passivhäusern steigt
Die explodierenden Energiekosten lösen einen
Ansturm auf Wohnungen in Passivhausbauweise aus. Die ABG Frankfurt Holding ist
bundesweit Vorreiter. Mehr als 500 neue Objekte hat sie in Planung oder Bau.
Auch der Bestand wird nun mehr und mehr energiesparend umgebaut.

Passivhäuser (FR)

Frankfurt – Reiner H. aus Nied hat gerade seine Jahresabrechnung vom Energieversorger
Mainova erhalten. Mehr als 400 Euro muss er nachzahlen, sein monatlicher Abschlag
wurde um fast 20 Prozent heraufgesetzt. Familie H. lebt in einer Vier-Zimmer-Altbau-Wohnung,
“wir achten wirklich auf unseren Energieverbrauch – und das ist ein absoluter
Tiefschlag”. Ein Kurzurlaub im Herbst ist erst mal gestrichen. Und Familie
H. wird sich auf Wohnungssuche begeben: “Wir möchten in ein Passivhaus.”

Familie H. ist nicht die einzige, die angesichts der explodierenden
Energiekosten an einen Umzug denkt. Makler berichten von einer enormen Nachfrage
nach “Niedrigenergieobjekten”, wobei zwischen Niedrigenergiehäusern
und Passivhausbauweise zu unterscheiden ist. Nahezu der einzige Anbieter für
das besonders energiesparende Passivhaus in Frankfurt ist die städtische
ABG Frankfurt Holding. Sie hat schon früh auf diesen Trend gesetzt, der
Ende der 90er und Anfang 2000 noch als “Öko-Nische” verschrien
war, sagt ABG-Geschäftsführer Frank Junker. Auch er selbst sei anfangs
“sehr skeptisch” gewesen, habe sich aber von Experten restlos überzeugen
lassen.

 

Einsparungen bis zu 90 Prozent

Jetzt heißt es bei der ABG: Neubau nur noch in Passivhausbauweise,
bestehend aus hoher Wärmedämmung und spezieller Lüftungstechnik.
Die Einsparungen sind enorm: laut Passivhaus-Institut in Darmstadt um bis zu
90 Prozent. Angefangen hatte die ABG 2000 / 2001 mit 19 Eigentumswohnungen in
Passivhausbauweise an der Grempstraße in Bockenheim. Mittlerweile sind
weitere 150 Wohnungen (Miet- und Eigentum) an der Sophienstraße so gut
wie fertig. Es ist das “größte Passivhausprojekt im Geschosswohnungsbau
in Deutschland” sagt die ABG. Auf dem Areal des ehemaligen Straßenbahndepots
in Bornheim werden jetzt 160 Passivhaus-Wohnungen entstehen, ebenfalls Miet-
und Eigentumswohnungen. Ein ganz neues Projekt hat die ABG gerade erst beschlossen:
Sie wird auf dem ehemaligen Areal der US-Army an der Ecke Bremer Straße
/ Hansaallee rund 200 Wohnungen errichten – alle in Passivhausbauweise. Daneben
gibt es eine Reihe kleinerer Objekte wie etwa im Hühnerweg in Sachsenhausen.

Obwohl es günstige Baufinanzierungen über die
Kreditanstalt für Wiederaufbau gibt, ist die Passivhausbauweise bei privaten
Anbietern noch wenig beliebt. Am Riedberg errichtet aber die Ulmer Baufirma
Wenzel + Partner 55 Reihenhäuser. Die Bautechnik setzt sich bei öffentlichen
Gebäuden mehr und mehr durch: Die Stadt errichtete inzwischen am Riedberg
die erste Grundschule samt Turnhalle in Passivhaus-Bauweise, die Schule am Frankfurter
Bogen in Preungesheim ist im Rohbau fertig, eine Kita in Schwanheim beschlossen.
Die Frankfurter Passivhaustechnik macht nach Angaben der Stadt Schule. Es gebe
“Anfragen aus der ganzen Republik”. “Einen ganz neuen Weg – bundesweit
einmalig” beschreitet die ABG außerdem bei ihren vorhandenen Bauten.
In der Tevesstraße im Gallus ist ein Block aus den 50er Jahren mit 56
Wohnungen saniert und auf Passivhausstandard “umgerüstet” worden.
Die Holding plant nun weitere Sanierungen älterer Bestände zum Passivhaus.
Unter anderem im Riederwald in der Iselinstraße sowie im Block an der
Münzenberger-/ Butzbacher Straße in Bornheim. Bei allen 50 000 Wohnungen,
die der Holding in der Stadt gehören, wäre das allerdings nicht möglich.
Denkmalschutz, Baustruktur und Architektur verhinderten dies.
Jutta Ochs

 

Energiesparen durch Bautechnik

Passivhäuser funktionieren durch dreifach verglaste
Fenster und extreme Dämmung (“Thermoskanneneffekt”) sowie eine
spezielle Lüftung mit Wärmefilter. Laut Passivhausinstitut Darmstadt,
das die Bauten zertifiziert, werden 80 Prozent der Heizkosten gegenüber
einem Niedrigenergiehaus und 90 Prozent gegenüber einem herkömmlichen
Gebäude eingespart.

Heizkosten: Grob gerechnet fallen im üblichen Wohnungsbau
für eine 100-Quadratmeter-Wohnung 100 Euro pro Monat an. Im Passivhaus
sind es sechs. Bedenken, die Bauweise sei sehr teuer oder könnte Allergikern
schaden, sind ausgeräumt, die Technik hat sich zudem stetig verfeinert.

Infos zu Energiesparen allgemein und zum Passivhaus bietet
das Energiereferat, Telefon 2 12-3 91 93, Internet: www.energiereferat.stadt-frankfurt.de.
Infos der Holding unter Telefon: 26 08-2 45.

Kommentar Passivhäuser

Effektiv

Es gibt derzeit wohl kaum jemanden, der nicht mit einem
unangenehmen Vorgefühl die Jahresabrechnung seines Energieversorgers öffnet
– und dann seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt sieht. Die Nebenkosten
machen angesichts der stetig steigenden Energiepreise bereits beinahe eine zweite
Miete aus. Es ist nicht zu erwarten, dass sich daran etwas ändert – im
Gegenteil. Kein Wunder also, dass Interessenten für Miet- und Eigentumswohnungen
in Passivhausbauweise bei der ABG Frankfurt Holding bereits Schlange stehen.
Der Energiespareffekt ist enorm – und umweltschonend.

Die städtische Wohnungsgesellschaft, die größte
in Hessen, hat auf den richtigen Trend gesetzt und marschiert auch bundesweit
an der Spitze der Passivhaus-Bauherren. Für Frankfurt und seine Bewohner
ist das ein Glück. Bedauerlich ist, dass die energiesparende Bautechnik
nicht stärker von anderen Gesellschaften, von privaten und öffentlichen,
aufgegriffen wird. Die Nassauische Heimstätte, zweitgrößte in
Hessen, hat immerhin mit ersten Projekten, unter anderem in Eschborn, begonnen.
Dabei gibt es gar keinen Grund für Investoren, sich dem Thema nicht zu
nähern. Der Passivhaus-Bau ist nur noch marginal teurer als der herkömmliche.

Und er bietet die Gewissheit, siehe Holding, dass sich
Interessenten förmlich um die Angebote reißen.
Von Jutta Ochs