Standort
30539 Hannover – Kronsberg
Projekt im Rahmen des CEPHEUS – Programms / EXPO 2000
Zertifiziert vom PHI ( Passivhaus Insititut,Darmstadt)

Größe
32 Wohneinheiten in 4 Reihenhauszeilen
1 Wohneinheit mit ca. 71 m² Wohnfläche und ca. 9 m² Nutzfläche
9 Wohneinheiten mit je ca. 96 m² Wohnfläche und je ca. 11 m² Nutzfläche
22 Wohneinheiten mit je ca. 117 m² Wohnfläche und je ca. 13 m² Nutzfläche.

Konstruktion
Mischbauweise. Tragende Struktur aus Betonfertigteilen, Trennwand-Schotten 12 cm Stahlbeton, Giebelseiten mit 40 cm Wärmedämmverbundsystem.
Außenwand: Hochwärmegedämmte Holzverbundfassade mit wetterfester Holzstülpschalung, teilweise Dreischichtholzplatten oder andere wetterfeste Fassadenplatten oder Putz mit farbigem Anstrich gemäß Farbkonzept. Innenseite Gipskartonverkleidung. U-Wert < 0,15 W/(m² K).
Keller: Nicht unterkellert. Abstellhaus.
Bodenplatte: Wärmebrückenfrei. Hochwärmegedämmt, U-Wert 0,125 W/(m2K).
Dach: Hochwärmegedämmtes Gründach als Holzbinderkonstruktion, U-Wert 0,095 W/(m² K).
Fenster: Dreifach-Wärmeschutzverglasung, U-Wert des Glases 0,7 W/(m² K) oder besser. Rahmenkonstruktion Holz mit Kern aus PU-Schaum oder anderem Isoliermaterial, Holz weiß lackiert, außen Aluminiumblende, weiß; U-Wert Fenster 0,83 W/(m² K).
Lüftung: Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnungsanlage.
Heizung/ Warmwasser: Warmwasserbereitung durch Nahwärme aus gasbetriebenem BHKW. Die Zuluft wird über ein Warmwasserheizregister, das aus dem Warmwasserspeicher gespeist wird, nachgeheizt.

Luftdichtigkeit der Gebäude: kleiner 0,3 h-1.
Heizenergieverbrauch: Unter 15 kWh/(m² a).

Ökologische Aspekte
Entsprechend dem CO2 – Äquivalent des verbleibenden Energiebedarfs wird Strom mit einer Windenergieanlage auf dem Kronsberg erzeugt. Damit ist die Passivhaus-Siedlung bilanziell vollständig klimaneutral.

Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie
Frankfurter Rundschau vom 27.05.2000

Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie vom 20.05.1999
Passivhaussiedlung auf dem Kronsberg/Hannover – Gesund und umweltfreundlich wohnen

Köln/Hannover. Am 20. Mai 1999 werden im Rahmen desForums Zukunft Bauen 32 Wohneinheiten der ersten klimaneutralen Passivhaus-Siedlung „Lummerlund“ im neuen hannoverschen Stadtteil Kronsberg offiziell eingeweiht – fast ein Jahr, nachdem die Siedlung als Expo-Projekt registriert wurde. Projektträger sind die Stadtwerke Hannover in Zusammenarbeit mit den Architekten der Rasch & Partner Bauen und Wohnen GmbH. Bei der Reihenhaussiedlung für junge Familien wird mit einfachen, aber konsequent eingesetzten Mitteln, wie einer hervorragenden Dämmung und besonders dichten Fenstern, ein separates Heizsystem überflüssig, so Herbert Brandes, Geschäftsführer BetonMarketing Nord.

Die Häuser gewährleisten ihren Bewohnern im Winter wie im Sommer die richtige Innentemperatur und hohe Behaglichkeit ohne separate Heizkörper oder Klimaanlage – und das bei verschwindend geringem Energieeinsatz im Vergleich zum heute üblichen Standard: Häuser im Bestand benötigen im Mittel 20 Liter Heizöl pro Wohnfläche im Jahr. Beim Passivhaus wird der Heizwärmebedarf auf circa 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter jährlich gesenkt – das heißt der Bedarf wird um einen Faktor 20 reduziert, und das allein durch verbesserte Energieeffizienz.

Das „Prinzip Bettdecke“ macht’s möglich: Über die nach Süden orientierten Superfenster gelangt viel Licht und
Sonnenwärme in die Wohnräume. Ein rundum sehr guter Wärmeschutz gewährleistet – ähnlich wie bei einer Bettdecke – daß die Wärme im Haus bleibt. Für immer frische Luft sorgt eine Lüftungsanlage mit hochwirksamer Rückgewinnung von Wärme aus der verbrauchten Luft. Hinzu kommt die Ausstattung mit sehr effizienten Haushaltsgeräten.

Durch die Beteiligung an der Windkraftanlage auf dem Kronsberg wird der verbleibende Energiebedarf des
Passivhauses in der Jahresbilanz völlig regenerativ gedeckt. Die Siedlung ist somit klimaneutral und wird als Expo-Projekt zukünftige Möglichkeiten kostengünstiger und nachhaltiger Wohnformen aufzeigen.

Das Passivhaus-Konzept ist die konsequente Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses zu noch mehr Effizienz – bei gleichzeitig mehr Behaglichkeit und erhöhtem Wohnkomfort für die Bewohner. Die Siedlung „Lummerlund“ zeigt außerdem, daß Passivhäuser nicht teurer sind als herkömmlich gebaute Häuser. Möglich wird dies durch hohen Vorfertigungsgrad, der große Präzision in der Bauausführung gewährleistet – und damit für den Bauherren mehr Sicherheit bietet. Die Projektträger sehen im elementierten Bauen eine Chance für die Baubranche: Wände werden nicht mehr an der Baustelle gemauert, sondern, ebenso wie Dach- und Deckenelemente, von der Witterung unabhängig in der Halle vorgefertigt und vor Ort nur noch montiert. Das spart Kosten und sichert einen hohen Qualitätsstandard . Diese Vorteile können durch ein insgesamt besseres Preis-Leistungs-Verhältnis direkt an den Kunden weitergegeben werden.

Mit der Siedlung „Lummerlund“ auf dem Kronsberg ist es gelungen, einen sehr weitgehenden Klimaschutz im modernen Wohnungs- und Städtebau schon heute ohne Mehrkosten zu realisieren – es ist die erste vollständig klimaneutrale Siedlung in Mitteleuropa.

 

Frankfurter Rundschau vom 27.05.2000 von Nadja Borlinghaus
Die Häuser der Zukunft stehen auf der Expo 2000
Kostengünstiges und klimaneutrales Wohnen zeichnet “Lummerlund” aus / Weltweites Projekt in Hannover

Wohnen ohne Heizsystem erscheint in unseren Breitengraden aufgrund winterlicher Minustemperaturen unvorstellbar. Im Rahmen der Expo 2000 wird es dennoch möglich: Als offizielles Projekt der Weltausstellung, die vom 1. Juni bis 31. Oktober in Hannover stattfindet, entsteht im hannoverschen Stadtteil Kronsberg eine Siedlung von Niedrigenergie-Häusern, in denen die richtige Innentemperatur zu jeder Jahreszeit ohne Heizsystem gehalten wird. Die Siedlung heißt “Lummerlund” und ist ein Weltweites Projekt der Weltausstellung, die das Expo-Motto “Mensch-Natur-Technik – eine neue Welt entsteht” praktisch umsetzen. “Das Passivhaus bietet schon heute den Umweltstandard von morgen”, so Christian Ahrens, Leiter der Weltweiten Projekte in Deutschland. Die Minimierung des Heizwärmebedarfs der “Lummerlund”-Passivhäuser wird überwiegend durch passive Techniken erreicht: Durch hochwirksame Isolierung und Superverglasung ist der Wärmeverlust stark verringert. Dazu Torsten Schwarz, zuständiger Mitarbeiter des Projektträgers Rasch & Partner Bauen und Wohnen: “Innen- und Außenwelt des Hauses sind somit thermisch entkoppelt – sowohl Hitze wie auch Kälte können nur in geringem Maße in das Haus eindringen.” Die Verwendung großer Belichtungsflächen und deren Ausrichtung nach Süden sorgen durch Nutzung der Solarenergie für eine passive Vorerwärmung der Frischluft. Darüber hinaus wird die immer vorhandene Wärmeabgabe im Innenraum durch Elektrogeräte und Körperwärme mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems zur Regulierung der Ab- und Zuluft zurückgewonnen und so im Haus gehalten. Nur bei extremen Minustemperaturen muss die Zuluft erhitzt werden, wozu die vom Warmwasserspeicher abgegebene Wärme genutzt wird und ausreicht. So verringern sich nicht nur die Heizkosten, sondern auch Ressourcenverbrauch und Schadstoffabgabe, welche durch die Errichtung einer Windkraftanlage auf dem Kronsberg sogar gegen Null gehen. Das Passivhaus setzt jedoch nicht nur ökologische Zeichen: Auch die Wohngesundheit wird im Haus der Zukunft gefördert. Durch die Luftfilteranlage dringt erheblich weniger Staub ins Hausinnere. Die Belüftungsanlage sorgt außerdem für die ausreichende Versorgung des Innenraums mit Frischluft – das Öffnen der Fenster ist so nicht mehr nötig, das damit verbundene Eindringen von Zugluft und Kälte wird vermieden. “Versuchen Sie einmal, in einem herkömmlich gebauten Haus die notwendigen 30 Kubikmeter Frischluft pro Person und Stunde hineinzubekommen. Das ist im Winter so gut wie unmöglich!” , meint Schwarz. Außerdem wird der vielerorts vorkommende Schimmelpilzbefall von Wohnraum im Niedrig-Energie-Haus vermieden. Durch die gute Isolierung dringen Kälte und Feuchtigkeit nicht in das Haus ein, wodurch ein Niederschlag von Feuchtigkeit an den Wänden und der so entstehende Pilzbefall verhindert werden. Im Inneren entstehende Feuchtigkeit wird durch die kontrollierte Abfuhr von Abwasser und Abluft aus dem Haus geleitet. Auch aus ökonomischen Gründen bietet sich die Wahl eines Passivhauses an. Schon beim Erwerb des Grundstückes spart der zukünftige Hausbesitzer: Die Niedrig-Energie-Häuser werden nämlich nicht nur energie- sondern auch flächensparend gebaut, um eine weitere Verbauung und Zersiedlung des Landes zu verhindern. Auch für den Wärmeschutz ist es sinnvoll, die Häuser nah beieinander zu bauen, da sie sich auf diese Weise gegenseitig vor Kälte schützen. “Die Häuser werden im Reihenhausstil erbaut, wodurch sich die Fläche des Grundstückes eines Einfamilienhauses von durchschnittlich 450 auf etwa 230 Quadratmeter verringert”, erläutert Schwarz. Die Häuser werden in elementierter Bauweise, unter Verwendung vorgefertigter Module, gefertigt. Schwarz: “Durch diese Bauweise sind in der Fertigung größere Stückzahlen möglich, wodurch das einzelne Haus preiswerter wird.”